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Unsere Spanienreise 2022

Nachdem im vergangenen Jahr unsere jährliche Reise nach Spanien leider wegen Corona ausfallen musste, haben wir in diesem Jahr wieder unsere Koffer gepackt und uns auf den langen Weg nach Spanien gemacht.

Es ist das erste Mal das wir ohne unsere Akuma fahren, die im vergangenen Jahr verstorben ist. Nun haben wir neben unserem Freddy noch Jungspunt  Fluffy dabei.

 

Nachdem wir unterwegs auch einige Tage Halt gemacht haben, um nach dem anstrengenden Jahr auch ein paar Tage Urlaub zu genießen, kamen wir in Murcia im Refugium an. Nach zwei Jahren war die Freude riesengroß, Nieves, ihren Mann Fran und ihre Tochter Olivia wiederzusehen.

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Das Refugium ist in einem bemerkenswert gutem Zustand. Sie haben die Pandemie genutzt um alles zu restaurieren, was nötig war.

Die Wände sind sauber verputzt, es gibt keine Löcher mehr in den Wänden, die von den Hunden immer weiter ausgehöhlt werden.

Wir haben einen festen Untergrund für unser Wohnmobil und versinken nicht mehr im Matsch.

Alles ist aufgeräumt und in einem Top Zustand. Die Zwinger sind repariert und es gibt nun sogar zwei Zwinger mit Zwischentür, die für Katzen und panische Hunde ideal sind.

Hier wurde richtig viel gearbeitet, wir sind begeistert.

In den Tagen die wir dort waren, haben wir tatsächlich auch keine Ratten gesehen. Es leben noch welche dort, erzählt Nieves uns, aber ihre Zahl ist reduziert, da sie kaum noch die Chance haben Futter zu finden.

Es gibt leere Zwinger. Das ist allerdings neu, wir waren in der Vergangenheit eher gewohnt, dass es keinen Platz mehr für einen weiteren Hund gibt.

So besteht nun zu jeder Zeit die Möglichkeit einem Notfall sofort helfen zu können.

In den letzten beiden Jahren hat sich das Team hier in Murcia komplett neu aufgestellt. Wir freuen uns riesig darüber.

Das Team besteht nun aus Nieves, Fina, Vanesa und Natalia.

 

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Sie haben die Woche unter sich aufgeteilt, so dass tatsächlich jeder auch mal einen freien Tag hat.

Wir erleben eine ganz neue Nieves.

In den vergangenen Jahren war sie immer am Limit, jeden Tag ins Refugium um die Hunde zu füttern, etc., nie einen freien Tag, egal ob Weihnachten oder Ostern. Immer unter Anspannung wie denn dem nächsten Hund noch geholfen werden kann, wie man es finanzieren kann, und wie man es irgendwie noch in den übervollen Tag gequetscht bekommt.

Und das alles in diesem maroden Refugium.

Dieser kleine Verein hat sich immer weiter entwickelt, hat gelernt und das Erlernte umgesetzt.

Nieves ist wieder hochmotiviert und das strahlt sie aus.

Inzwischen berät sie andere Vereine bei deren Arbeit. Sie und ihr Team können nun mit den Hunden arbeiten und nicht mehr nur die  Grundversorgung leisten. Mir ist noch nie ein Mensch begegnet, der Hunde so exakt einschätzen kann. Was es einfach macht, die richtigen Familien zu finden.

Straßenkatzen werden kastriert und wieder auf die  Straße gesetzt. Aber sie werden regelmäßig gefüttert und sollte eine krank werden, auch zum Tierarzt gebracht.

Darüber hinaus wird auch nach Familien für Katzen und Hunde in Spanien gesucht. Dies bedarf viel Aufklärungsarbeit, die aber dringend nötig ist um das Denken in Spanien zu verändern.

Familien werden bezüglich ihrer Haltung von Hunden beraten.

Immer mehr Familien wenden sich an Nieves und ihre Organisation wenn sie von einem Hund wissen der in Not ist.

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In der Holzhütte, die wir in der Vergangenheit repariert haben, lebt nun eine junge Frau mit ihren zwei Hunden. So ist nun auch nachts sichergestellt, dass im Notfall jemand nach den Hunden schauen kann. Als wir abreisen, haben wir ein richtig gutes Gefühl.

Nach einem Zwischenstopp in Granada geht es weiter zum Tierschutzverein Ayandenna in Sevilla. Es ist unser erster Besuch hier und wir sind ganz gespannt.

 

Während der Fahrt  informiert Nieves mich darüber, dass sie eine ganz arme Hündin mit ihrer Tochter aufnimmt, der aufgrund ihrer Behinderung niemand helfen möchte. Tierschutz macht keine Pause. 

Nach einer Irrfahrt durch die Wallachei erreichen wir endlich das entlegene Ziel.

Mit offenen Armen werden wir von Alex und Silvia empfangen. 

Silvia zeigt uns das Refugium, die vielen Hunde und Katzen. Die Eindrücke erschlagen uns. Immer wenn wir denken alles gesehen zu haben, geht es um eine weitere Kurve, hinter der weitere Tiere sind.

Insgesamt knapp 100 Hunde und 90 Katzen.

Inmitten von all dem steht das Wohnhaus, indem Alex lebt. Dadurch ist sichergestellt das immer jemand bei den Hunden ist.

Die Hunde und Katzen sind in einem guten Zustand und wir stellen ganz viele Fragen, die uns gern beantwortet werden. Für die Miete dieses Refugiums muss der Verein monatlich 1300 Euro bezahlen. Dazu kommt die Versorgung der Tiere.

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Da ist sehr viel Geld nötig. Und ähnlich wie in Murcia, spüren wir die ständige Angst, nicht mehr genug Geld zusammen zu bekommen um den Tieren weiter helfen zu können.

Wir erfahren, dass sie in der Vergangenheit bereits von einem anderen Verein  Besuch hatten, der nach drei Stunden wieder gefahren ist. Anschließend haben sie geschrieben, dass sie mit dem was sie gesehen haben, nicht einverstanden waren, der Zustand der Anlage müsste deutlich verbessert werden.

Die Mitglieder von Ayandenna haben Angst, wir könnten auch so reagieren, das spüren wir deutlich.

Für mich ist aber klar, dass ich nach drei Stunden unmöglich diese komplexe Anlage bewerten kann.

 

Es geht hier den ganzen Tag um die Tiere. Die Zwinger werden gereinigt, es wird gefüttert, die Tiere werden medizinisch versorgt.

Wenn man damit fertig ist, wird es bereits dunkel. Es ist nicht möglich sich täglich lange mit jedem Hund und mit jeder Katze zu beschäftigen.

Aber die Tiere sind in Sicherheit hier. Niemand kann ihnen mehr weh tun. Sie haben hier die Chance zur Ruhe zu kommen und ein Zuhause zu finden.

Natürlich kann ich auch durch die Anlage gehen und notieren, wo ich Reparaturbedarf sehe.

Und wenn ich reich wäre, würde ich eine Firma kommen lassen, die alles top instand setzt – dann wäre das hier das Paradies.

Aber ich bin nicht reich und stelle  mir die Frage, um was es denn eigentlich geht.

Hätte ein Tier hier einen Vorteil davon, wenn alles nach deutschem Maßstab saniert würde?

Die Antwort ist NEIN.

Für die Tiere macht es keinen Unterschied. Natürlich wäre es toll wenn die Tierschützer hier dieses Paradies zum Arbeiten hätten.

Aber gerade das zeichnet die Tierschützer doch aus. Sie sind bereit alles in Kauf zu nehmen, wenn es den Tieren hilft.

Und deshalb sind wir hier. Wir wollen den Tierschutzgedanken und die Tiere kennen lernen.

Alle Menschen die wie hier kennenlernen, lieben die Hunde und Katzen die hier leben und haben das Herz am rechten Fleck.

Von Morgens bis Abends wird sich gekümmert und sie können zu jedem Tier ganz viel sagen. Sie kennen ihre Tiere ganz genau.

Als ein Anruf eingeht, das ein Hund in schlechtem Zustand an einer befahrenen Straße entlang läuft, fahren Silvia und Alex sofort mit mir los um ihn zu finden, bevor er vom Auto überfahren wird.

Für die meisten Spanier ist es leider schon Tierschutz, diesen Anruf zu tätigen, und anschließend seines Weges zu gehen. Sie kommen gar nicht auf die Idee, selber zu helfen, den Hund selber einzufangen und sich zu kümmern. Sie fühlen sich schon als Tierschützer, weil sie angerufen haben.

Aber Verantwortung für ein Tier will hier niemand übernehmen.

Leider finden wir den Hund nicht und müssen die Suche einstellen.

Jedes Tier das im Refugium aufgenommen wird, muss dem Tierarzt vorgestellt werden. Es muss geimpft und gechipt werden und die Meisten müssen zusätzlich noch kastriert werden.

Das bedeutet viel Zeit und viel Geld, was die Tierschützer nicht haben. Und doch versuchen sie bei jedem Tier alles möglich zu machen.

Zum Glück sind Alex und Silvia gelernte Tierarzthelfer, weshalb sie Vieles selber machen dürfen und können, was Zeit und Geld spart.

 

Wie auch in Murcia verlieben wir uns in jeden Hund. Die spanischen Hunde haben wirklich einen ganz besonderen Charme und sie wickeln jeden um ihre Pfoten.

Natürlich gibt es aber auch immer die, in die man sich so richtig verliebt.

Ich habe mich total in die Grand Dame Sole verliebt. Auch Cayantena begeistert mich.

Von den Fotos habe ich sie ja bereits alle gekannt, aber es ist etwas ganz anderes sie persönlich zu kennen.

Cayantena erschien mir auf den Bildern zum Beispiel als die etwas distanzierte Dame, die anderen Hunden aus dem Weg geht.

Aber das Gegenteil ist der Fall. Sie kümmert sich so rührend um ihre Leidensgenossen, das sie von mir den Kosenamen Mama bekommen hat.

Eine Mama ist sie nämlich für Frodo, für Gustl und für Pudding. Egal was die jungen Hunde anstellen, sie bleibt entspannt und strahlt so viel Ruhe aus, dass es auf die Anderen abfärbt. Ein Traum von einem Hund.

Es tut uns in der Seele weh, erleben zu müssen, wie sie hier in ihren Zwingern darauf warten, dass Menschen sich um sie kümmern.

Wir erleben es in Murcia und nun auch hier, wie traurig die  Tierschützer sind, mit ansehen zu müssen, wie so unglaublich liebenswerte Tiere ihr Leben hinter Gittern verbringen müssen.

Hunde die in einem deutschen Tierheim keine 2 Wochen warten müssten. Aber viele Menschen scheuen sich einen Hund zu nehmen, den sie nicht vorher kennenlernen konnten.

Diese Zweifel sind so unberechtigt und machen traurig. Wir erleben hier wie die Hunde unsere Nähe suchen, sich über Zuwendung freuen.

Einige versuchen unser Wohnmobil zu erobern 😊

Je länger wir vor Ort sind umso unwichtiger wird es, ob ein Hund unserer optischen Vorstellung entspricht. Jeder erobert dich mit seinem Charme.

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Ich ziehe den Hut vor den Tierschützern hier, die auch Hunde aufnehmen, die sie vermutlich nie vermittelt bekommen – um die sie sich deren ganzes Leben lang werden kümmern müssen. Aber sie ertragen es einfach nicht, zusehen zu  müssen, wie die Hunde grundlos in den Perreras von Spanien getötet werden.

Während unseres Besuches lernen wir fast alle aktiven Mitglieder des Vereins kennen.

Monika, die erste Vorsitzende, die uns spanische Köstlichkeiten mit auf den Weg gibt, Silvia und Alex die sich immer und überall kümmern, Rocio die sich um Instagram kümmert und ihren Mann mitgebracht hat, der alles für uns übersetzen kann.

 

Es gibt hier auch viele Listenhunde, denen wir leider nicht helfen dürfen, da die Einreise nach Deutschland verboten ist. 

Diese Hunde tun mir unendlich leid. Viele von ihnen werden wohl ihr ganzes Leben hier verbringen müssen, und es spielt keine Rolle welchen Charakter sie haben.

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Wir verlassen das Refugium mit dem Gefühl, tolle Tierschützer und tolle Hunde kennen gelernt zu haben.

Aber wir sind auch traurig. Traurig über die unglaublich tollen Hunde, die wir nun kennen und nicht mehr aus unserem Kopf bekommen. Denn sie alle haben es so sehr verdient ein schönes Zuhause zu bekommen. Sie haben niemals etwas getan was dazu geführt hat, dass sie hier sitzen und einen Großteils ihres Lebens hinter Gittern verbringen müssen. Sie hatten einfach nur das Pech in einem Land geboren zu sein, indem es für diese Hunde keinen Platz gibt.

 

In unmittelbarer Nähe des Refugiums sehen wir eine große Herde von Pferden und Mulis. Wir sind entsetzt über deren Zustand. Total abgemagert stehen sie hinter dem Gatter auf einem Sandboden. Weit und breit kein Grashalm.

Was läuft bloß falsch in diesem Land??

 

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Während eines Spaziergangs watschelt auch tatsächlich ein Wildschwein an uns vorbei, das war auch für uns eine Premiere.

 

Während unserer Zeit in Spanien sehen wir so manche Straßenhunde. Sie gehen zu den Menschen in der Hoffnung auf Futter. Die meisten Spanier fühlen sich dadurch belästigt und vertreiben die Hunde. 

 

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Fast jeder Spanier besitzt einen Hund, der nur im Garten lebt, niemals im Haus.

Die Felder sind eingezäunt, und auf jedem Feld befinden sich mehrere Hunde. Den ganzen Tag der sengenden Sonne ausgeliefert und in der Nacht ohne Schutz vor der Kälte, ist ihre einzige Aufgabe zu bellen. Die spanischen Bauern denken, damit Menschen den ungewollten Zutritt zu verhindern.

Wir haben viele dieser Feldhunde gesehen. Ohne Ausnahme waren sie alle, wenn man direkt an den Zaun geht, außer sich vor Freude über die Zuwendung, die sie in ihrem tristen Leben nie bekommen. Sie wissen nicht dass sie Wachhunde sein sollen, sie wollen nichts anderes als jeder Hund: eine eigene Familie.

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Und deshalb ziehen wir den Hut vor den Spaniern, die diesen Kampf nie aufgeben: 

Tieren helfen, Tiere retten und ein Zuhause für sie zu finden.

 

Danke an Nieves, Fina, Natalia, Vanesa

Danke an Mónica, Alfredo, Natalia, Silvia, Alex, Rocio, Raul, Tania, Jose und Eva

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