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Jürgen Zimmermann

Oggy - und dann kam da ein Hund ...


Unser Familienhund Laura (eine große schwarze Straßenhündin aus Kiew) war gerade erst verstorben und der Schmerz war noch sooo groß (wer jemals einen Seelenhund hatte, der weiß, wie weh das tut).

 

Irgendwann wollten wir sicher wieder einen Hund, natürlich wieder vom Tierschutz, aber jetzt noch nicht, war noch zu früh, der Platz im Herzen noch nicht frei

…und wie sollte er dann überhaupt sein, der „Neue“?

Auf jeden Fall ganz anders als Laura, damit man nicht vergleicht…


Ich geriet zufällig auf die Seite „Wir für Hunde in Not eV“, nur mal umschauen. Der Kontakt zu Susanne ging schnell und unkompliziert. Wir suchten nach einem neuen Hund und ich erzählte doch nur von unserer Laura und wie sehr sie uns fehlte.

Das Gespräch kam auf Oggy, ein 6-jähriger kleiner bunter Rüde aus der Ukraine, ausgebombt und alleine zurückgelassen mitten im Krieg, der sicher längst schon vermittelt wäre, wenn sein deformiertes Beinchen als Handicap nicht wäre.

 

Schnell war klar, die Bedingungen von seiner und auch von unserer Seite könnten wohl zusammen passen - warum also nicht kennenlernen? Worauf denn eigentlich warten? Oggy brauchte JETZT ein neues Zuhause!

Die Vorkontrolle und der darauffolgende Kontakt zu seiner Pflegestelle waren ebenso positiv. Nadine hat uns Oggy so gut und ehrlich beschrieben, dass wir zeitnah einen Termin vereinbarten und als Familie gemeinsam hinfuhren, um Oggy kennenzulernen. Vielleicht mag er uns ja?!?

Diese erste Begegnung werde ich sicher niemals vergessen…er kam direkt auf uns zu und schaute uns an…sein Blick ging sofort mitten ins Herz… „Seid Ihr meine neue Familie?“ Da gab es kein Überlegen mehr… „Ja kleiner Oggy, das sind wir jetzt wohl…“ 

 

Nach gründlicher Absprache und den nötigen Formalitäten durfte Oggy sofort mitkommen.

Er war so voller Vertrauen und fremdelte kaum. Zuhause angekommen schaute er sich erstmal gründlich im Garten um…es schien ihm zu gefallen… „Ist das hier jetzt mein 'Für-Immer-Zuhause'?“

„Ja Oggy, für immer bei uns…“ Ab da hätten wir ihn schon nicht wieder hergegeben…

Die ersten Nächte waren etwas unruhig, das gab sich aber bald. Gassi gehen und Autofahren klappte von Anfang an. Stubenrein und sauber war er auch. Kurz alleine bleiben ging auch immer besser nach ein paar abgeräumten Blumentöpfen und einem einzigen zerrissenen Vorhang…die Angst wieder alleine zurückzubleiben war wohl anfangs noch sehr groß.

 

Sein Futter versteckte er tagsüber vorerst in seinem und auch in unserem Bett, gefressen hat er erst nur nachts, ganz heimlich, wenn es ruhig und dunkel war…wir können nur erahnen. was der kleine Kerl schon alles durchmachen musste…

 

Sehr anhänglich und verschmust ist er und immer bemüht alles richtig zu machen.

Schimpfen brauchten wir noch nie, höchstens mal etwas erklären. Stress und Hektik mag er bis heute nicht, wenn er etwas nicht kennt oder versteht braucht er Zeit zum Nachdenken.

Was lehrt uns das? Nicht „höher, schneller, weiter“ sondern „achtsamer, langsamer, menschlicher“…Danke Oggy, das kann auch uns im Alltag nicht schaden.


Das einzige wirkliche Problem war die steile und lange Treppe im Haus zum Obergeschoss, die war für ihn nicht zu bewältigen.

Erstmal tragen (puhh, auf Dauer doch ganz schön schwer der Kleine) - ok, dann vielleicht eine rutschsichere Rampe?

Nein, auch viel zu steil für ihn, direkt wieder abgebaut.

 

Nach einigem hin und her war ein gebrauchter Treppenlift dann DIE Lösung…fand Oggy auch…

Er genießt es richtig damit zu fahren!



Noch kleine Hundetreppchen an's Sofa und an's Bett gestellt, so kann Oggy selbstständig überall rauf und runter. Er weiß das sehr zu schätzen und es schont seine kurzen und krummen Beinchen und unser aller Bandscheiben. Ein Hundebuggy war noch vorhanden (Laura war im Alter wegen Lähmungen Rolli-Hund und oft auf den Buggy angewiesen), der ist auf längeren Strecken immer dabei und Oggy kann selbst entscheiden, wie lange er laufen möchte und wann er einsteigt, um gefahren zu werden. Er schläft auch ganz entspannt darin, wenn er unterwegs seine Ruhe haben möchte und kann trotzdem überall dabei sein. Mit so ein paar wenigen Lösungen ist sein kleines Handicap für uns alle überhaupt kein Problem.

 

Oggy begleitet uns immer, im Urlaub beim Campen, um etwas mehr von der Welt zu entdecken, auf alle möglichen Veranstaltungen und sogar auf geeignete Festivals.

Hundebegegnungen sind stets unkompliziert.



Auch auswärts Essen ist ganz entspannt möglich seitdem Oggy einverstanden ist UNTER dem Tisch auf ein Häppchen zu warten anstatt AUF dem Tisch alles Essbare selber abräumen zu wollen…sein Appetit ist immer groß und ihm schmeckt fast alles…da hilft nur Konsequenz (naja, theoretisch jedenfalls).


 

So sind wir zusammengewachsen im letzten Jahr, in aller Ruhe und mit ganz viel Liebe und Geduld von beiden Seiten. Oggy ist ganz fest in unseren Herzen und Laura ist auch dort geblieben…genug Platz für beide…ich habe einen Text dazu gefunden:

 

„Dogs come into our lives to teach us about love. They depart to teach us about loss. A new dog never replaces an old dog, it merely expands your heart…“

 

Wir sind jeden Tag froh und dankbar, dass dieser liebe, gute und brave Oggy bei uns sein darf und hoffen auf noch viele weitere glückliche gemeinsame Jahre mit ihm.

 

Unser Respekt und unser Dank gilt allen Rettern, Helfern, Pflegestellen und allen Beteiligten, die sich im Tierschutz engagieren und solche Geschichten möglich machen.

Danke an Susanne für die so freundliche und unkomplizierte Abwicklung und die unermüdliche Arbeit.

Danke an Nadine, dass sie Oggy entdeckte und zu sich nahm und so liebevoll versorgt und begleitet hat, damit er eine Chance auf ein neues Leben bekam (wie bei so vielen anderen Hunden schon).

Oggy´s Papiere und seine `Krankenakte` waren vorbildlich geführt, wir hatten immer einen hilfsbereiten Ansprechpartner.

Danke an das ganze Team von „Wir für Hunde in Not eV“ - auch und besonders vom Oggy…

…und dann noch Danke an alle, die sich dieser so besonderen Tiere annehmen und ihnen ein Zuhause geben…ich hoffe für jeden einzelnen von ihnen auf eine echte Chance…

 

Viele Grüße,

Ute O.


Den Erfahrungsbericht mit allen Bildern findet ihr hier als pdf.

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