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Jürgen Zimmermann

Molly, eine Geschichte die sprachlos macht

Molly hatte ein sehr schweres Leben in Spanien. Sie lebte in den kargen Feldern von Murcia und war völlig auf sich allein gestellt.

Als sie von unser befreundeten Tierschützerin Nieves entdeckt wurde, hatte sie sieben Babys und bestand nur noch aus Haut und Knochen.

Nieves konnte sowohl die Welpen als auch Molly einfangen.

Molly war anfangs sehr misstrauisch und knurrte bedrohlich wenn sich ihr jemand näherte. Wir überlegten wie wir es organisiert bekommen könnten, dass ein Trainer mit ihr arbeitet, und stellten uns darauf ein einen fast nicht zu vermittelnden Hund für einen sehr langen Zeitraum in unserer Obhut zu haben.

Aber es kam anders. Nach wenigen Wochen verstand Molly, dass die Menschen um sie herum es gut mit ihr meinten, dass sie nicht mehr in Gefahr ist.

Ab diesem Moment öffnete sie sich und ging freundlich auf die Tierschützer zu. Sie ließ sich streicheln und genoss dies in vollen Zügen.

Nachdem klar war, dass alles ihre Welpen nach Deutschland reisen können, meldete sich tatsächlich auch eine Dame für Molly.

Ihre alte Hündin war kurz vorher verstorben.

Die Dame hatte noch einen älteren Beaglerüden und bewarb sich auf eins der Welpen und auf die Mama.

Zwei Welpen befanden sich im Tierheim Hanau, was von ihr besucht wurde. Schon kurze Zeit später zog Ruby bei ihr ein und lebte sich völlig problemlos schnell bei ihr ein.

Nun sprachen wir intensiv über Molly. Denn wir waren sicher, dass sie in einer neuen Umgebung das gleiche Verhalten zeigen würde, wie sie es auch zu Beginn in Murica gemacht hat.

Die meisten Menschen möchten Hunde die sich vom ersten Tag an problemlos bei ihnen integrieren. Niemand möchte einen Hund der Zähne zeigt und knurrt, schon mal lange nicht in der Größe von Molly.

Das alles ließen wir die Interessentin wissen. Aber das alles machte ihr keine Angst, und sie wollte Molly ein schönes Leben schenken, komme was da will.

Nachdem sie unsere Zweifel ausgeräumt hat, machte sich Molly auf die lange Reise nach Deutschland.

In Deutschland angekommen war die erste Herausforderung, sie in das Auto der Abholerin zu verfrachten und später von dieser ins Haus zu bringen.

Molly fand das alles ganz schrecklich und zeigte ihr Unbehagen durch lautes Knurren und Zähne zeigen.

Mit viel Respekt bezog sie den großzügigen Flur im Haus, daran sie anzufassen war nicht zu denken. Dort legte sie sich hin und rührte sich kein Stück mehr von der Stelle. Mehrmals am Tag wurde die Tür nach draußen geöffnet, aber Molly rührte sich einige Tage nicht. Nur um ihr Geschäft zu erledigen stellte sie sich kurz hin. Sie kotete und pinkelte alles voll. Ihr neues Frauchen fand das natürlich auch nicht klasse, aber sie behielt Ruhe. Sie stellte Molly ihr Futter in sicherer Reichweite und setzt sich dann dazu. Stundenlang saß sie an jedem Tag so, bis die Rückenschmerzen dem ein Ende setzten, jeden Tag aufs Neue.

Sie rückte immer ein kleines Stück näher an Molly heran. Immer so viel, wie Molly ihr erlaubte.

Nach einigen Tagen war eine vorsichtige Berührung möglich. Nach weiteren Tagen begann Molly mit dem Schwanz zu wedeln und ging das erste Mal nach draußen. Dort traf sie zuerst auf ihre Tochter. Schon nach kurzem Beschnuppern spielten die zwei miteinander. Als letzter im Bunde kam dann auch noch der ältere Rüde des Hauses hinzu. Das Trio war sich schnell einig und flitzte gemeinsam durch den großen Garten. Was für ein Erlebnis sie nun endlich so zu sehen.

Als es dann ins Haus ging nahmen die zwei Molly die Angst und alle gingen gemeinsam ins Wohnzimmer.

Molly begriff jetzt sehr schnell, dass sie nicht in Gefahr war und dass es ihr neues Zuhause ist. Ab dem Zeitpunkt liebte sie die Knuddeleinheiten von ihrem Frauchen und fordert diese auch vehement ein. Danach wird gespielt, und diese drei rennen über Tisch und Bänke, dass es einfach nur eine Freude ist.

Was für eine Entwicklung, vom hungrigen Straßenhund zum glücklichen Familienhund.

Dies ist eine Erfolgsgeschichte. Aber das ist sie nur, weil ihr Frauchen der Molly alle Zeit der Welt gelassen hat und nicht beim ersten Problem zusammengebrochen ist und ans Abgeben des Hundes gedacht hat.

Sie ist super glücklich mit ihrem Trio und freut sich täglich am Glück der Hunde. https://youtu.be/WItCbMMjwf4

Leider geben viele Menschen viel zu schnell auf und wären gar nicht bereit sich auf etwaige Umstände einzulassen.

Sie erwarten vom Hund, der so viel zu verarbeiten hat, sich im Zeitraffer anzupassen. Schafft der Hund das nicht, landet er sehr schnell im Tierheim.

Bei Molly waren es drei Wochen die wirklich unangenehm waren. Aber welche Rolle spielen die, wenn man sich schließlich mit seinem Hund zusammengerauft hat?

Nun liegen viele Jahre Glück vor der neuen Familie, was sind dagegen schon drei Wochen?

Wer bereit ist, seinen Hund in Ruhe ankommen zu lassen, wird entschädigt und belohnt.

Es lohnt sich!

An dieser Stelle war die Geschichte von Molly eigentlich zu Ende.

Doch gestern Abend meldete sich ihre Adoptantin. Sie war mit Molly beim Arzt weil sie einige Male epileptische Anfälle hatte. In der Klinik wurde sie komplett auf den Kopf gestellt: Röntgen, MRT, etc.


Das Ergebnis sorgte dann für allgemeines Entsetzen. Mollys Körper ist voll von Schrotkugeln. Sie sitzen überall, selbst im Kopf.

Der behandelnde Tierarzt ist sich sicher, die Pistole wurde aus nächster Nähe abgeschossen.

Es ist einfach unfassbar. Man kann nur ahnen was passiert ist. Vermutlich hat sie sich einem Menschen genähert, der dieses Vertrauen brutal ausgenutzt hat um auf sie zu schießen.

Was für Schmerzen muss sie ausgehalten haben, während sie immer auf sich allein gestellt war und sich trotzdem noch liebevoll um ihre Welpen gekümmert hat??

Ihre Adoptantin sagte mir darauf: Nun wird sie den Rest ihres Lebens nur noch verwöhnt!

Hätte sie nicht dieses wahnsinnige Glück gehabt von einer so tollen Frau adoptiert zu werden, hätten wir nie von diesem Teil ihrer Geschichte erfahren.

Sie hätte den Rest ihres Lebens als ein weiterer „Problemhund“ in einem Zwinger verbracht.

Nun wissen wir woher die epileptischen Anfälle kommen. Wir wissen aber auch woher ihr Misstrauen gegenüber uns Menschen kommt.

Hunde sind nie von Natur aus böse. Alle haben ihre Geschichten.

Und was machen wir? Suchen Hunde danach aus ob sie ein Steh- oder Knickohr haben, ob sie niedlich sind und sowohl äußerlich als auch vom Charakter zu 100% unseren Vorstellungen entsprechen.

Fragen wir uns jemals, welche Erwartung ein Hund an uns hat? Interessiert das überhaupt oder geht es nur um die Bedürfnisse der Menschen?

Es gibt Momente in denen ich mich für unsere Spezies fremdschäme. Gerade ist so ein Moment………..








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