Franzis Geschichte
- Jürgen Zimmermann
- 23. Mai 2024
- 5 Min. Lesezeit

Im November letzten Jahres haben wir uns entschieden, wieder einen Hund aus dem Tierschutz bei uns aufzunehmen. Es hat nicht lange gedauert, bis sich die “kleine” große Franzi in unser Herz geschlichen hat. Franzi war in einem öffentlichen Shelter in Rumänien, welcher in Kürze geschlossen werden sollte, sodass sie in ein noch größeres Tierheim mit vielen hundert anderen Hunden umziehen sollte. Es war nicht wirklich viel über Franzi bekannt, nur dass sie ca. sieben Jahre alt ist und auf den ersten Blick einen aufgeschlossenen und freundlichen Eindruck macht. Wir entschieden uns im wahrsten Sinne des Wortes für die Adoption einer “Wundertüte”, welche sich dann wenige Tage später auch schon zu uns auf den Weg nach Hamburg machte.
Wir waren uns darüber bewusst, dass nun alles auf uns zukommen kann und wir wahrscheinlich erstmal mühsam das Vertrauen unserer Franzi gewinnen müssen. So machten wir uns am Samstag, den 9. Dezember 2023, aufgeregt auf den Weg zum genannten Treffpunkt. Nach und nach wurden viele verängstigte Hunde an ihre neuen Besitzer aus dem Transporter überreicht. Als wir dann endlich dran waren und Franzi aus ihrer Box geholt wurde, hörten wir nur lautes Rumpeln und der Transporter wackelte. Wir wurden gefragt, ob wir eine große Transportbox dabei haben und schon mal holen könnten, denn unsere Hündin wäre sehr groß und energiegeladen.
Dann kam unsere Franzi aus dem Transporter, eine wunderschöne, selbstbewusste, große Hündin. Sie war größer als erwartet und im Vergleich zu den anderen Hunden wollte sie alles andere als auf den Arm genommen und ins Auto getragen werden. Dennoch ließ sie sich widerstandslos in ihre Box führen und hat ihre erste Autofahrt direkt problemlos gemeistert.
Zuhause angekommen hatte Franzi allerdings gar keine Lust die Treppen zu unserer Wohnung auf sich zu nehmen. So mussten wir beide mit vereinten Kräften unseren 38 Kilo Hund die Treppe hochschieben. “Das kann ja lustig werden”, haben wir gedacht und uns auf eine sehr anstrengende, erziehungsintensive Zeit eingestellt. Doch wie schon oben angeteasert, Franzi war eine absolute Wundertüte - und das nur in der allerpositivsten Hinsicht!
Bereits nach einer Stunde hat sich Franzi für ein kleines Schläfchen zwischen uns beide ins Schlafzimmer gelegt. Seit dieser Sekunde an, lag sie nicht ein einziges Mal allein in einem anderen Raum, sondern war immer bei uns. Wir hatten sicherheitshalber ihr Körbchen ins Wohnzimmer gestellt, doch Franzi hat lieber vor unserem Bett auf dem Boden geschlafen. Seit Tag 2 stand nun also ihr Körbchen vor unserem Bett und wir werden nie Franzi´s Gesichtsausdruck vergessen, als sie sich das erste Mal in ihr Körbchen gelegt hat. Sie hat es so genossen, einen gemütlichen Platz zu haben, sodass dieser die nächsten Wochen auch nur zum Essen oder Spazieren gehen verlassen wurde.
Die Treppen zu unserer Wohnung hat sie seit dem ersten Spaziergang in der ersten Nacht problemlos gemeistert, denn sie wusste, da oben wartet ihr neues Zuhause. Die Spaziergänge waren von Beginn an zudem absolut komplikationslos. Franzi konnte einwandfrei an der Leine laufen, hat ihre Leidenschaft des stundenlangen Schnüffelns an jedem Grashalm, wann immer sie konnte, ausgelebt und hat sich über jede Hundebegegnung gefreut. Insbesondere bei kleinen Hunden war sie hin und weg, aber so oder so war sie jedem Hund gegenüber aufgeschlossen und interessiert. Natürlich musste Franzi aber erstmal Kondition und Muskeln aufbauen, denn Spazieren gehen gab es im Zwinger in Rumänien nicht. Man konnte ihr ansehen, wie sie jeden Spaziergang genießt und nach kurzer Zeit hatte sie schon die ersten Spielanfälle mit unserem Nachbarshund. Ganz unbeholfen ist sie hin- und hergesprungen, hat sich gerauft und auf dem Boden gewälzt. Es gab nichts Schöneres als die Unbeschwertheit und Freiheit in ihren Augen zu sehen.
Wir konnten in kürzester Zeit ein sehr enges Vertrauensverhältnis mit unserer Franzi aufbauen. Jeder in unserem Umfeld hat sich direkt in Franzi verliebt und es war, als hätten wir Franzi schon seit sie ein kleiner Welpe ist. Sie war ein total ruhiger, ausgeglichener, liebevoller, freundlicher, aufgeschlossener, lustiger, frecher und einfach nur wundervoller Hund. Wir haben den großen Jackpot gezogen und waren überglücklich!
Innerhalb weniger Wochen ist Franzi ohne Leine gelaufen und uns nie von Seite gewichen, hat sich eng an uns rangekuschelt und sich am liebsten stundenlang überall kraulen lassen. Sie hatte ihren festen Sofaplatz, hat freudig gelernt, wie sie ihre Kaustange am besten und schnellsten auseinandernehmen kann, und hat die niedlichsten Schlaf- und Grunzgeräusche der Welt von sich gegeben. Sie hat ihr neues Leben in vollen Zügen genossen und hatte nie Angst vor uns, sondern wusste, von nun an sind wir alle ein Rudel.
Leider ist unsere Franzi nach kurzer Zeit sehr krank geworden. Zunächst hatte sie eine Gebärmutterentzündung, welche glücklicherweise durch eine OP direkt behandelt werden konnte. Und auch hier hat Franzi uns wieder alle überrascht. Sie hat die zahlreichen, teilweise sehr langen, Tierarztbesuche problemlos gemeistert. Beim 20-minütigen Ultraschall lag Franzi auf dem Rücken, hat stillgehalten und am Ende sind ihr dabei sogar noch die Augen zugefallen. Auch die Tierärzte waren beeindruckt, dass ein Hund aus dem Tierschutz mit sicherlich langer Leidensgeschichte, so ein Vertrauen und eine Ruhe ausstrahlt.
Wenige Wochen nach der Gebärmutterentzündung wollte unsere Franzi plötzlich nicht mehr Essen. Wir waren direkt alarmiert, denn das passte so gar nicht zu ihr. Essen war neben Kuscheln, Spazieren gehen und Schlafen, ja jetzt eine große Leidenschaft von Franzi. Es standen erneut viele Tierarztbesuche, eine OP und zahlreiche Untersuchungen an. Der Darm von Franzi wollte sich einfach nicht mehr bewegen und das Essen verarbeiten. Obwohl es Franzi so schlecht gehen musste, hat sie sich kaum etwas anmerken lassen und war noch immer der glücklichste Hund der Welt. Wir und vor allem Franzi haben gekämpft, aber leider ist die Motorik ihres Darms nicht mehr in Schwung gekommen, und die Tierärzte konnten nichts mehr für sie tun. Die Ursache ist leider bis zuletzt unbekannt. Natürlich wollten wir Franzi nicht leiden lassen und so mussten wir uns leider, nach nicht mal mehr 3 Monaten, von unserer Hundeliebe verabschieden und sie erlösen.
Die Zeit mit Franzi war leider viel zu kurz, aber dafür umso intensiver. Die Verbindung, die wir in so kurzer Zeit aufbauen konnten, ist etwas ganz Besonderes und wir hätten niemals damit gerechnet so eine tolle, unkomplizierte, beeindruckende Hündin zu bekommen. Franzi ist die beste Hündin der Welt und wir hätten es ihr so sehr gegönnt, noch viele Jahre das Leben zu genießen und bei uns in Ruhe alt werden zu können. So oder so war es die beste Entscheidung, Franzi zu adoptieren und sie wird nun in unserem Herzen für immer weiterleben.
Während der gesamten Zeit, von dem ersten Gedanken der Adoption, bis heute, anderthalb Monate nach Franzi´s Tod, standen die tollen Mitglieder des Tierschutzvereines an unserer Seite. Es ist einfach nur beeindruckend, mit wie viel Herzblut jede/r Einzelne bei der Vermittlung der Tiere dabei ist und wie wichtig Ihnen das Wohl jedes einzelnen Tieres ist. Ohne euch hätten wir unsere tolle Franzi nie kennengelernt und ohne euch würden so viele notbedürftige Tiere kein Zuhause finden. Daher möchten wir auch hier nochmal die Möglichkeit nutzen uns von ganzem Herzen für alles zu bedanken. Insbesondere möchten wir uns auch bei Andrea bedanken, die uns wirklich in jeder Sekunde beistand und mitgefiebert hat, als wäre Franzi ihr eigener Hund! Ihr alle macht eine wunderbare Arbeit, vielen vielen Dank!






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