Eine Dezembergeschichte
- Jürgen Zimmermann

- 13. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Dezember 2023 – Seit 2 Jahren lebte ich nun schon ohne Hund.
Dabei gehörten Hunde von klein auf zu meinen Weggefährten. Immer schmerzlicher
wurde mir bewusst, dass auch meine Ponys diese Lücke nicht schließen konnten.
Im Internet gab es eine große Anzahl an Tierschutzvereinen, die Hunde retteten. Doch
bald musste ich erfahren, dass ich mit fast 70 Jahren vielen Vermittlern zu alt
erschien, um noch für einen Hund sorgen zu können.
Aber alt hatte ich mich noch nie gefühlt! Die Stallarbeit erledigte ich alleine und ritt
fast täglich. Traurig ließ ich meinen Laptop eine Woche lang ungeöffnet, bis meine
Tochter mich ermutigte, die Suche fortzusetzen. Bestimmt gäbe es auch einen Verein,
der die Vorteile eines Menschen im Ruhestand zu schätzen wisse.
So öffnete ich erneut eine der vielen Tierschutzseiten und gab Jack Russell Terrier
Mix Hündin ein.
Das Foto der kleinen Sara erschien.

Es war Liebe auf den ersten Blick!
Als Kontakt war Susanne Tölle angegeben. Dieses Mal würde ich mein Alter direkt
nennen, um nicht nach einem längeren Gespräch erfahren zu müssen, dass ich nicht
in Betracht komme. Doch dieses Mal war mein Alter kein Handicap!
Dem Verein wir-fuer-hunde-in-not.de ging es in 1. Linie um das Wesen des Menschen
und seinem Zuhause.
Eine Vorkontrolle erfolgte bald und ich bekam noch vor Weihnachten mitgeteilt, dass
ich Sara adoptieren dürfe. Ein größeres Weihnachtsgeschenk hätte mir niemand
machen können. Allerdings hatte Sara noch ihren Welpen Simion und würde deshalb
erst im Februar ausreisen können, wenn er abgesetzt würde. Meine Freude bekam
einen bitteren Beigeschmack bei der Vorstellung, dass er dort zurückbleiben würde.
Ich bat Susanne um ein Foto von Simion, um es in meinem großen Freundeskreis
teilen zu können. Aber noch bevor ich es auf WhatsApp weiterleitete, war für mich
klar: Er würde auf keinen Fall dort bleiben! Ich würde seine Pflegestelle werden.
Susannes Freude über meinen – nein, unseren Entschluss, denn mein Lebensgefährte
hatte auch sofort zugestimmt – kam in Form eines großen Herzens als Nachricht von
ihr zurück. Anfang Januar erhielt ich die Mitteilung, dass beide schon am 19. Januar
abreisen könnten, da Simion mitkäme.
Am Abend des 20. Januar kamen beide im 80 km entfernten Schwalmtal an. Meine
Freundin Eva begleitete mich und bei frostigen Temperaturen übernahmen wir Sara
und Simion, der schon genauso groß wie seine Mama war. Deshalb waren sie auch
nicht in einer Box angereist und seine Freude war übergroß, als er seine Mama
wiedersah.
Die ersten Tage verbrachten die beiden mit Schlafen, Fressen und Erforschung der
Wiese zwischen unserem Haus und dem Ponystall. Das Wetter zeigte sich zum Glück
von seiner sonnigen Seite und wir verbrachten viel Zeit draußen. Simion konnte nach
Herzenslust herumtoben, erschnüffelte Mäuse und grub tiefe Löcher, um sie
aufzuspüren. Sara, die nun meine Bonny war, saß oft im Gartenstuhl auf meinem
Schoß und schaute ihrem Sohn zu. Zwischendurch flitzte sie gemeinsam mit ihm um
die Wette oder sie balgten sich im Gras.

Nach zwei Wochen wurde Simion online gestellt. Susanne erhielt viele Bewerbungen
und ich war ihr sehr dankbar, dass sie mich bei der Auswahl einbezog.
Währenddessen hatte ich begonnen, mit Bonny und Simion kleine Spaziergänge zu
unternehmen und stellte erfreut fest, dass dies im Doppelpack gut klappte. Im Haus
verhielt sich Bonny vorbildlich und war vom 1. Tag an stubenrein. Simion zeigte
auch sehr schnell an, wann er raus musste. Der große Vorteil beim Leben auf einem
Bauernhof ist natürlich, dass sich der Tagesablauf draußen abspielt und abends alle
müde von der vielen Bewegung sind. So schlief selbst Simion die ganze Nacht durch.
Am 10. Februar kamen dann Simions künftige „Eltern“ und ich wusste sofort: „Das
passt!“ Noch heute haben wir regelmäßig Kontakt und Simion, der seitdem Woody
heißt, war auch schon zu Besuch da. In der Pubertät ist er ein ganz schöner Haudegen
geworden, was seine Besitzer mit viel Liebe, Geduld und gutem Training meistern.
Bonny ist eine sehr selbstbewusste Hündin, die mir nach Woodys Auszug klipp und
klar durch Sitzstreiks zu verstehen gegeben hat: „Eine Leine brauche ich nicht!“
Beim Spaziergang kann ich sie jederzeit abrufen, nur auf dem Hofgelände findet sie,
dass sie ja da ist, auch wenn ich 30m entfernt stehe.
Dann wirkt nur ein Ruf: „Lecker Essen!“ und sie kommt im Tiefflug.
Sie ist immer guter Laune, schlau, wachsam, mutig, souverän und anschmiegsam.
Sie weiß an meiner Kleidung, was ich vorhabe. Sie weckt mich jeden Morgen gegen
halb 7, lässt mich dann aber alleine die Ponys füttern. Es ist viel gemütlicher sich
nochmal im Körbchen zu rekeln, bis ich für uns 3 Frühstück mache.
Früher hatte ich immer große Hunde, aber keiner von ihnen hätte mich wohl so
beschützt, wie es Bonny tun würde. Es ist für mich immer noch unfassbar, wie sie mir
vom 1. Tag an ihr Vertrauen geschenkt und meine Liebe erwidert hat.

Dezember 2024 – Das Glück hat 4 Pfoten




Kommentare