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Eine Dezembergeschichte


Dezember 2023 – Seit 2 Jahren lebte ich nun schon ohne Hund.

Dabei gehörten Hunde von klein auf zu meinen Weggefährten. Immer schmerzlicher

wurde mir bewusst, dass auch meine Ponys diese Lücke nicht schließen konnten.

Im Internet gab es eine große Anzahl an Tierschutzvereinen, die Hunde retteten. Doch

bald musste ich erfahren, dass ich mit fast 70 Jahren vielen Vermittlern zu alt

erschien, um noch für einen Hund sorgen zu können.

Aber alt hatte ich mich noch nie gefühlt! Die Stallarbeit erledigte ich alleine und ritt

fast täglich. Traurig ließ ich meinen Laptop eine Woche lang ungeöffnet, bis meine

Tochter mich ermutigte, die Suche fortzusetzen. Bestimmt gäbe es auch einen Verein,

der die Vorteile eines Menschen im Ruhestand zu schätzen wisse.

So öffnete ich erneut eine der vielen Tierschutzseiten und gab Jack Russell Terrier

Mix Hündin ein.

Das Foto der kleinen Sara erschien.



Es war Liebe auf den ersten Blick!

Als Kontakt war Susanne Tölle angegeben. Dieses Mal würde ich mein Alter direkt

nennen, um nicht nach einem längeren Gespräch erfahren zu müssen, dass ich nicht

in Betracht komme. Doch dieses Mal war mein Alter kein Handicap!

Dem Verein wir-fuer-hunde-in-not.de ging es in 1. Linie um das Wesen des Menschen

und seinem Zuhause.

Eine Vorkontrolle erfolgte bald und ich bekam noch vor Weihnachten mitgeteilt, dass

ich Sara adoptieren dürfe. Ein größeres Weihnachtsgeschenk hätte mir niemand

machen können. Allerdings hatte Sara noch ihren Welpen Simion und würde deshalb

erst im Februar ausreisen können, wenn er abgesetzt würde. Meine Freude bekam

einen bitteren Beigeschmack bei der Vorstellung, dass er dort zurückbleiben würde.

Ich bat Susanne um ein Foto von Simion, um es in meinem großen Freundeskreis

teilen zu können. Aber noch bevor ich es auf WhatsApp weiterleitete, war für mich

klar: Er würde auf keinen Fall dort bleiben! Ich würde seine Pflegestelle werden.

Susannes Freude über meinen – nein, unseren Entschluss, denn mein Lebensgefährte

hatte auch sofort zugestimmt – kam in Form eines großen Herzens als Nachricht von

ihr zurück. Anfang Januar erhielt ich die Mitteilung, dass beide schon am 19. Januar

abreisen könnten, da Simion mitkäme.

Am Abend des 20. Januar kamen beide im 80 km entfernten Schwalmtal an. Meine

Freundin Eva begleitete mich und bei frostigen Temperaturen übernahmen wir Sara

und Simion, der schon genauso groß wie seine Mama war. Deshalb waren sie auch

nicht in einer Box angereist und seine Freude war übergroß, als er seine Mama

wiedersah.

Die ersten Tage verbrachten die beiden mit Schlafen, Fressen und Erforschung der

Wiese zwischen unserem Haus und dem Ponystall. Das Wetter zeigte sich zum Glück

von seiner sonnigen Seite und wir verbrachten viel Zeit draußen. Simion konnte nach

Herzenslust herumtoben, erschnüffelte Mäuse und grub tiefe Löcher, um sie

aufzuspüren. Sara, die nun meine Bonny war, saß oft im Gartenstuhl auf meinem

Schoß und schaute ihrem Sohn zu. Zwischendurch flitzte sie gemeinsam mit ihm um

die Wette oder sie balgten sich im Gras.



Nach zwei Wochen wurde Simion online gestellt. Susanne erhielt viele Bewerbungen

und ich war ihr sehr dankbar, dass sie mich bei der Auswahl einbezog.

Währenddessen hatte ich begonnen, mit Bonny und Simion kleine Spaziergänge zu

unternehmen und stellte erfreut fest, dass dies im Doppelpack gut klappte. Im Haus

verhielt sich Bonny vorbildlich und war vom 1. Tag an stubenrein. Simion zeigte

auch sehr schnell an, wann er raus musste. Der große Vorteil beim Leben auf einem

Bauernhof ist natürlich, dass sich der Tagesablauf draußen abspielt und abends alle

müde von der vielen Bewegung sind. So schlief selbst Simion die ganze Nacht durch.

Am 10. Februar kamen dann Simions künftige „Eltern“ und ich wusste sofort: „Das

passt!“ Noch heute haben wir regelmäßig Kontakt und Simion, der seitdem Woody

heißt, war auch schon zu Besuch da. In der Pubertät ist er ein ganz schöner Haudegen

geworden, was seine Besitzer mit viel Liebe, Geduld und gutem Training meistern.

Bonny ist eine sehr selbstbewusste Hündin, die mir nach Woodys Auszug klipp und

klar durch Sitzstreiks zu verstehen gegeben hat: „Eine Leine brauche ich nicht!“

Beim Spaziergang kann ich sie jederzeit abrufen, nur auf dem Hofgelände findet sie,

dass sie ja da ist, auch wenn ich 30m entfernt stehe.

Dann wirkt nur ein Ruf: „Lecker Essen!“ und sie kommt im Tiefflug.

Sie ist immer guter Laune, schlau, wachsam, mutig, souverän und anschmiegsam.

Sie weiß an meiner Kleidung, was ich vorhabe. Sie weckt mich jeden Morgen gegen

halb 7, lässt mich dann aber alleine die Ponys füttern. Es ist viel gemütlicher sich

nochmal im Körbchen zu rekeln, bis ich für uns 3 Frühstück mache.

Früher hatte ich immer große Hunde, aber keiner von ihnen hätte mich wohl so

beschützt, wie es Bonny tun würde. Es ist für mich immer noch unfassbar, wie sie mir

vom 1. Tag an ihr Vertrauen geschenkt und meine Liebe erwidert hat.


Dezember 2024 – Das Glück hat 4 Pfoten

 
 
 

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